Überwältigend schön und vielfältig!
Jetzt gerade, Anfang April, grünt und blüht es überall. Forsythie, Narzisse, Tulpe, Schleifenblume, Lungenkraut, Primel und Hyazinthe leuchten in sämtlichen Farben des Regenbogens. Die Bienen und Hummeln summen von Blüte zu Blüte, Spinnen lauern gut getarnt auf so mancher Blume auf Beute, Rotkehlchen, Meisen, Spechte und Drosseln zwitschern um die Wette. Wer sich ein wenig Zeit nimmt, um Flora und Fauna in der Umgebung in Ruhe wahrzunehmen, wird entdecken, dass die Natur sich mit unzähligen Formen, Farben und Größen zeigt, sie ist überwältigend schön und vielfältig. Als Gärtnerin fasziniert mich auch, was die unscheinbaren Bodenbewohner und so manche Schädlingsvertilger leisten: Regenwürmer sorgen für Humus und gute Durchlüftung des Bodens, Marienkäfer und Florfliegenlarven fressen Blattläuse, Igel gehen auf Schneckenjagd und Eulen vertilgen ziemlich viele Mäuse.
Ich bin immer wieder von der Kraft und Schönheit der Tiere und Pflanzen in meiner Umgebung fasziniert. Mit einem Psalm kann ich singen: „Wie zahlreich sind deine Werke, Gott, du hast sie weise geordnet; die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.“ (Psalm 104,24).
Ich bin vielleicht ein wenig verrückt, weil ich auf Knien in meinem Garten die winzigsten Pflanzenknospen begutachte und staunend feststelle, was sich wo, ganz von selbst ausgesät hat. Ein winziger Stängel und ein bis zwei Blättchen genügen, manchmal nur ein rötlicher Austrieb und ich freue mich über diese Kraft der Natur. Schon Ende Februar, Anfang März säe ich auf der Fensterbank winzige Tomatensamen aus und kontrolliere jeden Tag, wann sich was tut. Dann wird später pikiert und in größere Töpfe gesetzt, noch später ins Gewächshaus gepflanzt, gewässert, mit Kompost gedüngt und mit Brennnesseljauche gestärkt. Und irgendwann im Sommer wird geerntet und genossen: Tomaten in verschiedenen Farben, Größen und Formen und weiteres Obst und Gemüse. Man braucht nicht mal einen Garten, um Kräuter und genügsames Gemüse zu ziehen, da reicht auch ein Balkon oder ein Fensterbrett.
Doch so begeistert ich von der Natur bin, so sorgenvoll blicke ich auch auf sie. Jetzt gerade, wo ich diese Zeilen schreibe, hat es seit Wochen nicht geregnet. Das ist zum Draußensitzen und Radfahren wunderschön, aber für die Pflanzen ein echtes Problem. Und ich weiß auch, es sind wir Menschen, die das Klima beeinflussen. Immer häufiger setzen sich Wetterlagen, ob Hoch oder Tief, für längere Zeit fest und bringen Dürre oder Überflutungen. Und wir sind immer noch zu faul und verwöhnt, um wirklich die Kurve zu kriegen und nachhaltiger und sparsamer zu leben. Da helfen auch ein paar Elektroautos nicht. Auch bei uns in der Gemeinde ist da noch einiges an Luft nach oben: Müllvermeidung, Einkauf von fairen Produkten, weniger Fleisch, weniger Versiegelung, mehr Wege mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV, blühende Grünflächen, die Bestäubern hilfreich sind, weniger Konsum. In einem Gesangbuchlied heißt es „Geliehen ist der Stern, auf dem wir leben!“ (ev. Gesangbuch 634 „Die Erde ist des Herrn“) Gebe Gott, dass wir uns mehr anstrengen und die Zerbrechlichkeit unserer Umwelt erkennen und endlich handeln. Eine Faszination für ihre Schönheit ist dafür immerhin ein Anfang!
Nele Winkel
Evangelische Kirchengemeinde
Essen-Borbeck-Vogelheim
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