Essen und Trinken
hält Leib und Seele zusammen
und die Gemeinde
Die Welt der Tiere ist oft spannend und faszinierend: Was Tiere so alles können, wie sie sich in Gruppen verhalten und was für besondere Körper sie haben. Eine Tierart, die in unserer direkten Umgebung lebt, bewohnt den Garten gleich in ganzen Staaten. Sie untertunneln die Terrassenplatten, den Rasen und das Gemüse im Gewächshaus. Die kleinen Tierchen sind unglaublich stark und sie sind untereinander sehr solidarisch – Ameisen! Manche Ameisenart besitzt einen sogenannten Sozialmagen. Das ist ein Zweitmagen, darin wird Nahrung gespeichert und bei Bedarf an hungrige Artgenossinnen verfüttert. In etwa so, als hätten wir immer eine Scheibe Brot dabei oder einen Müsliriegel, die wir hungrigen Mitmenschen geben würden. Die Natur hat es direkt so eingerichtet, dass die Hilfeleistung bei manchen Ameisenarten einen Ort im Körper gefunden hat – faszinierend!
Wir Menschen haben keinen Sozialmagen, wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie wir Mitmenschen in Notsituationen helfen. Unsere Gefühle, unser Herz und unsere Seele können wir dazu gut gebrauchen. In der Nachfolge Jesu soll es bei uns darum gehen, den anderen wahrzunehmen und uns gegenseitig zu stärken. Bei den ersten Gemeinden sah das in etwa so aus:
„Sie alle widmeten sich eifrig dem, was für sie als Gemeinde wichtig war: Sie ließen sich von den Aposteln unterweisen, sie hielten in gegenseitiger Liebe zusammen, sie feierten das Abendmahl und sie beteten gemeinsam. Tag für Tag versammelten sie sich einmütig im Tempel und in ihren Häusern und brachen das Brot und aßen gemeinsam, mit jubelnder Freude und reinem Herzen.“ (Apostelgeschichte 2,42+46)
Das gemeinsame Essen gehörte von Anfang an dazu. Nicht nur beim Abendmahl, sondern auch darüber hinaus. Gemeinsames Essen verbindet Menschen untereinander, stillt Hunger und Durst und stärkt uns über die reinen Kalorien und Nährstoffe hinaus. Die Bibel ist voll von Essensgeschichten: Mal gibt es fünf Brote und zwei Fische, die eine große und vom Tag erschöpfte Menschenmenge satt machen, mal steht Jesus am Ufer eines Sees am Grill und brät Fisch aus dem See, mal werden Gäste gut bewirtet, die unangekündigt vor der Tür stehen, mal sammelt ein Volk Manna und jede und jeder hat am Ende genug. Es gibt unzählige gute Geschichten von Menschen, die das gemeinsame Essen zusammenbringt. Das Teilen von dem, was uns satt macht und glücklich, das verbindet Menschen sogar über Religions-, Kultur- und Ländergrenzen. Was gibt es spannenderes als das Probieren von fremden Gerichten? Die Küchen der Welt sind so vielfältig und spannend. Und wenn wir genau hinschauen, dann wohnt das Wissen um Gerichte aus der weiten Welt mitten unter uns. Im Oktober nimmt uns Olga Alonidou mit auf eine Reise nach Griechenland (siehe Seite 12) und im nächsten Jahr würden wir gerne mit Byungyong Yoo kulinarisch nach Korea reisen. Und selbst, wenn es nicht um unbekannte Geschmäcker geht, das gemeinsame Essen entfaltet eine ungeheure Kraft. Und oft ist auch das gemeinsame Kochen ein wichtiges Erlebnis. Die Kochangebote in unseren Jugendhäusern sind der Renner: Gemeinsam etwas auf den Tisch bringen, gemeinsam teilen, was für alle reichen muss, gemeinsam essen und trinken. Jesus hat mit so vielen Menschen am Tisch gesessen und gegessen. Nimm und iss, lass dich stärken! Gib das Brot weiter uns brich dir ein Stück ab, reich den Wein weiter und lass dir etwas einschenken. Und vergiss nicht zu träumen von Gottes neuer Welt, in der alle gemeinsam an einem großen Tisch sitzen.
Sommerzeit ist traditionell Grill- und Picknickzeit. Lasst uns Freunde einladen und Nachbarinnen, Einsame, die das gemeinsame Essen und Beisammensein besonders genießen. Wir stehen dabei ganz in der Tradition der ersten Gemeinden und ihres Lehr- und Küchenmeisters Jesus.
Nele Winkel